Importverbot von Bienen und Bienenprodukten aus Italien?

Larven von Aethina tumida auf dem Boden eines befallenen Volkes im vergorenen Honig.         (c) S. Spiewok
Larven von Aethina tumida auf dem Boden eines befallenen Volkes im vergorenen Honig. (c) S. Spiewok

Um solche Bilder zu verhinden, haben Malta und die Schweiz ein Importverbot von Bienen und Imkereiprodukten aus Süditalien beschlossen. Dort war im September 2014 der Kleine Beutenkäfer (Aethina tuminda) aufgetaucht. Jetzt besteht die Möglichkeit, dass er sich in Europa ausbreitet. Italien ist aufgrund des milden Klimas ein Export-Land in der Imkereibranche. Welche Konsequenzen wird ein Importverbot hier haben?

Viele Kunstschwärme (junge Bienenvölker) werden nach der Überwinterung in milden Lagen schon ab Februar wieder zurück ins nördlichere Mitteleuropa gebracht. Diese Völker, die schon früher mit der Aufzucht von jungen Bienen begonnen haben, können so stärker ins Jahr starten und sollen größere Erträge bringen - vor allem beim Rapshonig. Auch italienische Königinnen werden gerne aus Deutschland und anderen Ländern gekauft und per Post verschickt, denn Italien eignet sich wegen einer langen Begattungsperiode sehr gut für die Königinnenzucht.

Sobald mit den kleinen Beutenkäfer geimkert werden muss, tauchen vielfältige Herausforderungen für die Imkereien auf (siehe hier). Auch ist klar, dass er der Bienengesundheit nicht zuträglich sein wird, da er auch Viren (z.B. DWV) übertragen kann (Eyer 2008 in Hood 2011). Also sollte die Ausbreitung verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Sind dafür Handelsbeschränkungen sinnvoll?

Um Bienen über europäische Grenzen zu bringen, ist schon jetzt ein Gesundheitszeugnis und eine Seuchenfreiheitsbestätigung notwendig (TRACES 2015). Mit dem kleinen Beutenkäfer gibt es aber auf diagnostischer Ebene noch wenig Erfahrung. Auch die zuständigen Veterinäre dürften zu Beginn einer neuen Bienenkrankheit noch überfordert sein. Ob sich der kleine Beutenkäfer in kälteren Regionen schnell ausbreiten wird, ist strittig. Klar ist jedoch, dass er die kalten Wintermonate in der geheizten Wintertraube der Bienen überlegen kann (National Bee Unit 2014). Das Importverbot für Malta (Times of Malta 2014) scheint aufgrund des ähnlichen Klimas, sinnvoll zu sein, aber auch andere Länder denken darüber nach oder haben schon gehandelt wie die Schweiz.

Ist ein Importverbot also eine gute Lösung? Dem Präsidenten des Schweizer Imkerverbandes geht die jetzige Lösung nicht weit genug (NZZ 2015). Er findet, dass nur durch ein generelles Importverbot von Bienen eine Ausbreitung verhindert werden kann. Auch in Großbritannien fordern einige Imker einen Import-Stopp (beekeepingforum 2015). Ein Vorteil eines geringeren Handels mit Bienenvölkern könnte auch langristig eine größere genetische Vielfalt durch angepasste lokalen Linien, sogenannten 'Landrassen' der Honigbiene sein.

Viele große Imkereien, die einen (Re-)import von Völkern fest in ihre Betriebsweise integriert haben, müssten dann ihr Vorgehen überdenken. Oft arbeiten sie mit Partnerbetrieben in Italien zusammen. Für diese italienischen Betriebe wäre es fatal, wenn plötzlich alle mitteleuropäischen Kunden wegfielen. Sicherlich werden auch heute nicht alle Transporte von Bienenvölkern oder Königinnen auf dem offiziellen Wege durchgeführt. Bei einem staatlichen Importverbot wäre viel Aufmerksamkeit und Beratung notwendig, damit der Handel nicht nicht noch unüberschaubarer wird. Diejenigen Betriebe, die häufig Völker aus Südeuropa zukaufen oder dort überwintern, müssten bei der Umstellung unterstützt werden.


Quellen

Artikel und Studien


Brown, Mike; Learner, Jason (2014): National Bee Unit (Hg.). The small hive beetle Aethina tumida. 09/2014.


Eyer, M. Chen, Y., Pettis, J.S., Newmann, P. (2008). Small hive beetle, Aethina tumida, is a potential biological vector of honeybee viruses. Apidologie. 40; 419‐428.


Hood, Wm Michael (2011): Handbook of Small Hive Beetle IPM. Clemson University, South Carolina.


NZZ, Neue Zürcher Zeitung (2015): Neue Gefahr für Schweizer Bienen. online, 16.01.2015


Spiewok (2015): Erste Importverbote in Europa. Deutsches Bienenjournal online, 21.01.2015


Times of Malta (2014): Bee imports from Southern Italy stopped. online, 19.11.2014


Internetquellen

Beekeepingforum (2015): Beitrag auf beekeepingforum.co.uk, 13.11.2015

Traces (2015): Homepage, Stand 21.01.2015


Bildnachweis

Sebastian Spiewok, www.bienenjournal.de, Stand 24.01.2015