In den Nächten vom 2. und 3. Oktober diesen Jahres gab es im östlichen Brandenburg die ersten empfindlich kalten Nächte mit Bodenfrösten. Was bedeutet das für unsere Bienen? Und für uns Imkerinnen?
Vor allem eines: jetzt wird es ernst. Das, worauf die Bienen sich schon seit Ende Juli vorbereitet haben, steht jetzt unmittelbar bevor. Ein langer Winter.
Schon vor bis zu vier Wochen vor den ersten Frösten haben die Königinnen einiger Völker aufgehört, Eier zu legen. Das war vor allem bei den großen Völkern der Fall, die schon eine genügend große
Anzahl an Winterbienen hatten. Kleiner Völker ziehen auch jetzt noch fleißig weiter Nachwuchs auf, um ihre Überwinterungschancen zu verbessern. Deutlich ist aber, dass die Brutflächen immer
kleiner werden.
Eine weitere ganz offensichtliche Folge des Frostes ist, dass die Bienen nun kein frisches Futter, das von uns Imkerinnen in Form von Zuckersiruop, Zuckerteig oder Honig gefüttert wird, mehr
abnehmen.
Das kann sich in den nächsten Wochen, sollte es nochmal etwas wärmer werden, zwar wieder ändern. Trotzdem ist es imkerlich betrachtet nun angeraten, die Völker jetzt vollständig eingefüttert zu haben. Denn jede Arbeit, die bei diesen Temperaturen noch verrichtet werden muss, strengt unsere Bienen umso mehr an - und sie muss von den Winterbienen getan werden. Diese jedoch sollten, um ihre Lebensdauer möglichst lange ausdehnen zu können, möglichst wenig Arbeit tun (vor allem Brut aufziehen und Futter schleppen).
Worauf man nun auch weitgehend verzichten sollte, ist, die Bienen zu bewegen. Sitzen sie nämlich schon eng zusammen in ihrer Wintertraube, sind sie als einzelne Individuen relativ starr und
bewegen sich sehr schwer. Nur als Traube sind sie in der Lage, die notwendige Temperatur von ca. 25 Grad Celsius zu halten. Problematisch dabei: Wird die Traube durch ruckelnde Bewegungen beim
Transport von der Wabe geschüttelt, sind die einzelnen Tiere nicht mehr in der Lage, wieder auf die Waben zu laufen. Das Volk erfriert dann. Also besser jetzt, bei noch einigermaßen warmen
Tagestemperaturen, die Völker an die besten Überwinterungsstandort bringen!
Wer arbeitet schon gerne im Regen? Obwohl einige Arbeiten in der Imkerei termingebunden sind (bspw. Schwarmkontrollen, Königinnenaufzucht, Ablegerbildung), kann man sich auch viel einteilen. Für solche Planungsaufgaben ist eine verlässliche und präzise Kurzzeitvorhersage essentiell. Was aber braucht ein guter Wetterdienst im Sinne des Imkers noch?
Ein schnell arbeitendes Regenradar mit einer Vorhersagendauer von bis zu zwei Stunden leistet gute Dienste, wenn man entscheiden will, ob man vor dem nächsten Schauer die Honigernte noch abschließen kann oder doch schonmal den Schleuderraum vorbereiten sollte.
Außerdem sind Imkerinnen auch von langfristigen Wetterprognosen abhängig. So sind zur Einschätzung der Volks- und Trachtentwicklung Temperatur- und Niederschlagswerte der nächsten 40 Tage von Bedeutung (das entspricht der Zeit, die vergeht, bis ein Ei zu einer Nektarsammlerin heranwächst). Auch wenn keine so lange Zeitspanne verlässlich abgedeckt werden kann - eine 14- Tage- Vorschau sollte der Wetterdienst schon haben.
Auch eine Rückschau kann von Bedeutung sein, z. B. im Falle eines mäßigen Begattungserfolges. Lässt er sich evtl. durch die Wetterlage Begattungsperiode erklären? Außerdem kann die Witterung der vergangenen Monate zukünftige Blühperioden vorrausahnen: Obstbäume z.B. brauchen einen kalten Winter um auszutreiben, die Blüten dürfen jedoch nicht erfroren sein.
Verlässliche, präzise & umfangreiche Vorhersagen sollte ein Imkerwetter- Dienst also liefern. Welcher Anbieter ist nun aber am besten?
Welche Wettervorhersage am genauesten ist, ist natürlich schwer zu sagen. Da letztendlich alle Dienste auf die gleichen Ursprungs-Wetterdaten zurückgreifen, unterscheiden sie sich vor allem in
der Darstellung ihrer Vorhersagen und Daten. Dennoch lohnt sich ein Vergleich.
Empfehlenswert, sich für den Alltagsgebrauch eine Seite auszusuchen, mit deren Diensten man sich gut auskennt und auf deren Seite man sich einfach zurecht findet. Zusätzlich sollte man sich für besondere Anforderungen (Regenradar, Agrarwetter, Varroawetter) weitere spezialisierte Dienste suchen, die man nur bei Bedarf ansteuert.
Mein Favorit für allgemeine Vorhersagen ist der Norwegische Wetterdienst (www.yr.no). Zuverlässig findet er alle Orte in ganz Europa. In einer übersichtlichen Darstellung gelangt man schnell von einer überblicksartigen Prognose zu stundenweisen Ansicht der nächsten Tage. Sehr detaillierte Informationen zu Niederschlag, Wind und Druck lassen sich tabellenartig darstellen. Auch eine langfristige Vorhersage ist verfügbar. Ein besonderer Vorteil ist, dass die YR - App genau wie die mobile Ansicht für Smartphones etc. schnell und zuverlässig funktioniert. Ein Widget kann auf dem Startbildschirm ein schön gestaltetes Meteogramm für die nächsten zwei Tage an einem definierten Ort anzeigen und aktualliert sich von selbst. Der einzige Nachteil des Norwegischen Wetterdienstes besteht darin, dass die Seite nur auf Englisch verfügbar ist (sowie natürlich auf Norwegisch, Schwedisch und Dänisch).
Für die konkrete Planung der nächsten 1,5 Stunden nutze ich das Regenradar von wetteronline.de. Die Seite ist zwar mit Werbung überfüllt, dieser Service jedoch ist gut und ebenso als App verfügbar.
Steht die Varroa- Behandlung an, lohnt sich ein Blick auf das Varroa- Wetter, bei dem zu bestimmten PLZ- Bereichen empfehlungen abgegeben werden, ob eine Varroazid - Anwendung jetzt empfehlenswert und vorraussichtlich wirksam sein wird, oder nicht.
Um bezüglich der Trachtentwicklung und eventueller Wanderungen informiert zu sein, lohnt sich ein regelmäßiger Blick auf die Daten des Deutschen Wetterdienstes zur Phänologie.
Besonders interessierte und versierte Naturbeobachterinnen können ihre Aufzeichnungen hier in die langjährige Statistik einfließen lassen und allgemein zur Verfügung stellen.
Laut Angaben des Deutschen Wetterdienstes hat die Hasel 2015 relativ früh zu blühen angefangen. Zwar haben bisher erst wenige der freiwilligen Mitarbeiter ihre Beobachtungen gemeldet, aber die ersten Meldungen scheinen aussagekräftig.
Am 22. Dezember traf die erste Meldung einer blühenden Hasel aus dem Breisgau, einer der wärmsten Regionen Deutschlands, ein. Anfang Januar wurden auch aus Mecklenburg gemeldet. Damit blüht die Hasel - nach den bisherigen Angaben - ca. 19 Tage früher als im langjährigen Mittel.
Mittels einer phänologischen Meldestatistik kann die aktuelle Pflanzenentwicklung abgeschätzt werden. Der Deutsche Wetterdienst führt dabei für viele Kulturen Aufzeichnungen, die auch den Imkern nutzen können. Zu diesem besonderen Zweck hat das Fachzentrum Bienen, Rheinland- Pfalz, ein 'Blühphasen - Monitoring' ins Leben gerufen. Die bisher hier eingetroffenen Meldungen decken sich mit den obigen Angaben.
Hier kann man sich eine interaktive Karte anzeigen lassen, die je nach Pflanzenart die unterschiedlichen Meldungen anzeigt. Und das beste ist: Jede Imkerin kann hier ohne vorherige Anmeldung ihre Beobachtungen mitteilen. Langfristig sollen diese Daten dann eine genaue Aussage zum momentanen und zukünftigen Blühgeschehen ermöglichen, so zum Beispiel in Kombination mit den an bestimmten Wetterstationen gemessenen Daten die Blühtermine an diesem Ort vorhersagen.
Was aber heißt Blühbeginn? Die Blütezeit hat begonnen, wenn ein bestimmter Prozentsatz der Blüten geöffnet ist. Bei der Hasel - ein Windbestäuber, der unzählige Einzelblüten hat und lange blüht -
liegt dieser laut dem 'Blühphasen - Monitoring' bei 80%. Beim Heidekraut (Calluna vulgaris) müssen nur 10% der Blüten geöffnet sein, damit vom Blühbeginn gesprochen wird. Die Blühdauer und die
Anzahl der Einzelblüten ist hier geringer (vgl. Blühphasenmonitoring > Phänologie).
Quellen und weitere Informationen: